Unter dem Begriff Werkstattmöbel stellt sich das heutige Kind einen Bürotisch und Stuhl vor. Und was erst Winkeleisen oder Schieblehre?

Unter dem Begriff Werkstattmöbel stellt sich das heutige Kind einen Bürotisch und Stuhl vor. Und was erst Winkeleisen oder Schieblehre?

Viele Menschen denken, dass die Kinder von heute faul, ungeschickt und unbeholfen sind. Aber nur wenige machen sich Gedanken darüber, warum das so ist, ob es überhaupt stimmt und inwiefern. Für die frühere Generation war es normal, Dinge zu reparieren, nicht nur bei der Arbeit, sondern auch zu Hause. Eine klassische Werkbank hatte in seiner Garage oder Werkstatt jeder Mann und Werkstattschränke, Werkbänke und verschiedenes Werkzeug gehörte zum täglichen Brot der meisten Beschäftigten. Die Kinder von heute verfügen weder zu Hause noch in der Schule über ein solchen Umfeld, wie es früher der Fall war.

Rückkehr der Werkstattarbeit in die tschechischen Schulen

Der seit langem bestehende Fachkräftemangel in den verschiedenen Handwerksberufen hat die Regierung veranlasst, nach einer Lösung zu suchen, und gemeinsam mit dem Rat der Handwerksinnungen wurde vereinbart, innerhalb von zwei Jahren die obligatorischen Werkstatt- und die Gartenarbeit wieder in den Lehrplan der Grundschulen aufzunehmen. Diese legislative Maßnahme zielt darauf ab, Kinder an das Handwerk heranzuführen, ihnen neue Fertigkeiten beizubringen und neue Handwerker zu finden, vom Tischler über den Maurer bis zum Elektriker.

Ausstattung der Werkstätten .... Moment, haben die Schulen eine Werkstatt?

Die Direktoren der Grundschulen ärgert die Tatsache, dass das Schulsystem in Prag „vom Tisch her“ geändert wird. Martin Äerný, Direktor der Schule in PÅerov, Velká Dlážka 5 beschwerte sich für das Tagblatt Právo:

Es geht um das ganze Konzept der Grundschulen. Wenn sie das Handwerk, die Werkstatarbeit wieder einführen wollen, müssen sie sagen, auf welche Kosten. Es ist konzeptionslos. Wir haben bereits Wahlfächer wegen dem obligatorischen Fremdsprachenunterricht abgeschafft. Wenn sie das Gleiche mit der Technik machen, gibt es keinen Spielraum mehr. Da müsste man einige obligatorische Fächer streichen. Ich weiß nicht, wie sie es machen wollen.
Martin Äerný

Die Werkstatt- und Gartenarbeiten verschwanden nach und nach etwa seit dem Jahr 1998. Räume, die zu diesem Unterricht in der Schule genutzt wurden, sind oft für andere Zwecke umgebaut. Allerdings gibt es noch einige Grundschulen, die ihre Werkstätten auch heute noch nutzen und technischen Unterricht als Wahlfach anbieten. Was erwartet Schulen, die keine eigenen Werkstätten haben?

Michal Parlásek vom Informations- und Bildungszentrum in PlzeÅ wies darauf hin, dass nicht jede Schule die Möglichkeiten und Bedingungen für den Bau einer Schulwerkstatt oder die Restaurierung einer ursprünglichen Werkstatt hat.

Daher sollte es der Schule überlassen bleiben, wie viel Platz sie für den technischen Unterricht zur Verfügung stellen kann.
Michal Parlásek

Außerdem ist es nicht so, dass Kinder nicht lernen, mit ihren Händen zu arbeiten. Heute gibt es das Programm "Der Mensch und die Welt der Arbeit", das Konstruktionstätigkeiten, Gartenarbeit, die Arbeit mit Kleinmaterial und die Zubereitung von Lebensmitteln für die erste Stufe der Grundschulen umfasst. Obligatorisch. Für die zweite Stufe dann Nutzung der digitalen Technologien, Design und Konstruktion und den obligatorischen Bereich, genannt direkt Welt der Arbeit.

 

Ein Kleiderschrank-Spender gesucht

Von allen erteilten Gewerbeberechtigungen entfallen 27 Prozent auf Handwerksberufe, die die Grundlage für städtische und ländliche Dienstleistungen darstellen. Die Industrie- und Bauproduktion ist die Grundlage der Beschäftigung in der Tschechischen Republik. Die Zahl der Beschäftigten in Handwerkberufen geht jedoch mehr und mehr zurück. Wo sollen die Schulen Geld für die Werkstatteinrichtungen her nehmen, um den obligatorischen Unterricht erfüllen zu können? Erhalten sie dafür vielleicht einen Zuschuss von der Regierung? Wohl schwierig oder wenig. Die Schule wird in die Werkstattschränke, Werkbänke und das Werkzeug aus ihren Mitteln investieren oder sich einen Sponsor suchen müssen.

OK, und obwohl die Schule ausgestattet sein wird, wo nimmt sie das Material für die Arbeit her? In der heutigen Zeit ist es nicht so einfach, gutes Holz (am besten gratis) zu besorgen. Keine Schreinerei schenkt der Schule Bretter und Platten und guter Qualität, vielleicht zumindest Abschnitte und Rest. Daraus können die Kinder Vogelhäuschen oder irgendwelche Ständer herstellen. Das wird wahrscheinlich nicht zu einer erheblichen Steigerung der Zahl der Interessenten an dem Beruf führen.

 

Es ist Zeit der Roboter, Kinder brauchen keine Handfertigkeit. Oder doch?

Wenn man die Veränderungen der letzten Jahre betrachtet und an die Zukunft denkt, stellt sich die Frage, ob es für die nächste Generation überhaupt notwendig ist, mit den Händen zu arbeiten. Die Produktion wird automatisiert und Roboter, die eingerichtet, programmiert und erfunden werden müssen, treten an die Stelle von Menschen. Markéta Majerová von der Gesellschaft Scio sagt:

 

Das tschechische Bildungswesen benötigt gewiss zahlreichen Änderungen, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu entsprechen. In den Schulen sollte mehr Gewicht auf die Entwicklung der kritischen Denkweise, Medienkompetenz und Arbeit mit Technologien sowie Entwicklung von Fertigkeiten im sog. Gebiet der Soft Skills gelegt werden .
Markéta Majerová

Ja, darauf einigt sie sich mit Tomáš Dombrovský, Analytiker der Gesellschaft LMC.

 

Während wir von Kindern erwarten, dass sie in der Schule Design Thinking lernen, bei dem es darum geht, unabhängiger zu sein und unkonventionelle Lösungen zu finden, befassen wir uns mit dem Behacken des Gartens. Design Thinking ist eine Disziplin, in der die heutigenAbsolventen laut Unternehmensbewertungen katastrophal versagen. Ihre theoretischen Kenntnisse sind ganz gut, beim Umsetzen in der Praxis sind sie wesentlich schlechter und die schlechtesten Ergebnisse haben die Absolventen bei der Suche ihrer eigenen Lösungen
Tomáš Dombrovský

Eine weitere unbeantwortete Frage ist, wer diese Fächer unterrichten sollte. Eine Mathematik-Lehrerin wahrscheinlich nicht. Auf die Ergebnisse des alt-neuen Pflichtfachs werden wir noch ein paar Jahre warten müssen. Also zumindest bis zur Zeit, in der die Grundschulen die ersten Schüler verlassen werden, die diesen Unterricht absolviert haben.

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